Nach der Diagnose einer Fructoseintoleranz ist es wichtig, die sogenannte Karenzphase oder Karenzzeit zu halten. Da die Diagnose oft erst nach vielen Jahren voller Qual und vielen Fehldiagnosen zustande kommt, ist der Darm entsprechend geschädigt. Das Gute ist, dass sich unser Darm recht schnell erholt – wenn man ihm zwei bis vier Wochen Pause gönnt – eben die Karenzzeit oder Karenzphase. Wichtig ist es, dass diese Zeit durch einen staatlich anerkannten Ernährungsberater (Ökotrophologe, Diätassistent, Diätologe) begleitet wird, da es sehr schwierig ist, eine richtige Ernährung konsequent einzuhalten.
Essen und Fasten
In unseren Breiten gibt es keine Hungersnöte oder saisonal bedingte Verfügbarkeiten mehr. Es gibt immer alles. Zusätzlich wird das Essen immer industrialisierter, durch Zusetzen verschiedener Stoffe wird die Nahrung haltbarer, glänzender, schwerer, lockerer oder einfach schöner gemacht. Zwangsläufig nehmen Qualität und Natürlichkeit ab, die Quantität aber zu.
In fast jeder menschlichen Kultur gibt es das Konzept des Fastens. Fasten bedeutet eine zeitlich beschränkte Einschränkung der Ernährung und geistige Konzentration auf die Nahrung. Es bedeutet nicht „hungern“. Die Reinigung des Darms, das Zur-Ruhe-Kommen der Verdauung und die geistige Beschäftigung mit der eigenen Ernährung sind zweifellos Grundlagen eines erfolgreichen Fastens. Die Karenzphase kann man auch als Fruktose-Fasten bezeichnen. Betroffene haben berichtet, dass ein jährliches Fruktose-Fasten für 1-2 Wochen, also einfach die jährliche Wiederholung der Karenzphase, die Lebensqualität enorm steigert.
Karenzphase – Checkliste
Die ersten Wochen nach der Diagnose werden Karenzphase genannt. Es geht darum, die den Darm krankmachenden Substanzen wegzulassen und dem Darm die Chance zu geben zu heilen. Das passiert üblicherweise in zwei bis vier Wochen – je nach Schädigung. Wichtig ist, dass alle krankmachenden Substanzen vom Speiseplan gestrichen werden. Und solltest du eine andere zusätzliche Intoleranz haben, streiche auch die Substanzen, die dir diesbezüglich nicht guttun – zumindest für die Zeit der Karenz!
Wir haben die wichtigsten Punkte rund um die Karenzphase hier zusammengefasst. Wenn du willst, besorge dir unser Buch „Erste Hilfe nach der Diagnose: Fruktoseintoleranz, Laktoseintoleranz und Histaminintoleranz“, dort findest du alles, was du für die Karenzphase wissen musst. Inklusive über 90 verträgliche Kochrezepte.
Grundsätzliche Punkte der Karenzphase
- Beginne die Karenzphase immer in Absprache mit deinem Arzt.
- Mangelerscheinungen: Durch die darmschädigende Ernährung können bei unbehandelter Fructoseintoleranz Mangelerscheinungen auftreten. Vor der Karenzphase sollte dein Arzt daher ein Blutbild machen, um etwaige Mängel zu erkennen. Während der Karenzphase musst du aber keine Angst haben, Mängel zu entwickeln. NACH der Karenz sollte man aber auf eine ausgewogene Ernährung achten.
- Achte auf zusätzliche Intoleranzen oder Allergien.
- Achte auf andere Krankheiten, die deine Fastenzeit gefährlich machen könnten. Dies betrifft zum Beispiel Lebererkrankungen oder Essstörungen.
- Während Antibiotikaeinnahme sollte man keine Karenzphase starten.
- Hast du Zeit dich in den kommenden Wochen mit deiner Ernährung zu beschäftigen? Die Karenzphase sollte man in einer stressfreien Zeit machen.
- Die Fastenzeit bietet sich an, da man hier keinen sozialen Druck erwarten muss, weil man fastet.
- Konzentriere dich aufs Essen, d.h. nicht nebenher Zeitung lesen oder fernsehen.
- Führe ein Ernährungs- und Symptomtagebuch
- Lass dich nicht durch andere beeinflussen. Wir leben in einer Kultur, in der jeder glaubt, ein Experte zu sein – vor allem, wenn es um die Ernährung geht.
- Finde Hilfe und Unterstützung zur Karenzphase in Internet-Foren und Facebookgruppen.
Essen und Trinken in der Karenzphase
- Verwende unsere Fruktosetabelle oder die App „Frag Ingrid!„
- „Gramm-Zählen“ ist nicht zielführend. Fructosetabellen geben immer nur Richtwerte oder Erfahrungen anderer an.
- Beginne die ersten Tage ohne jegliches Gemüse und Obst, ohne jegliche Zuckerarten.
- Trinke am besten nur Leitungswasser und Kräutertees (z.B. Anis-Fenchel-Kümmel)
- Kaffee und Zigaretten: Wenn du deinen Kaffee oder Tee nur mit Zucker trinken willst, ersetze diesen durch Steviaprodukte (Zutatenliste beachten) oder durch Traubenzucker. Andere Süßstoffe sind nicht zu empfehlen, weil diese von vielen Betroffenen ebenfalls schlecht vertragen werden. Du kannst Süßstoffe nach der Karenzphase einzeln testen und durchaus wieder in den Speiseplan einführen. Noch besser ist, wenn du den Kaffee ganz vom Speiseplan streichst. Koffein versetzt den Körper in eine Art Stresszustand. Da sich Stress üblicherweise auf den Magen schlägt, solltest du in der Karenzphase generell auf Koffein verzichten. Am besten auch auf Zigaretten, da Nikotin den Darm sozusagen in Unruhe versetzt.
- Schwarztee wird oft – nicht immer – vertragen. Wer auf Koffein nicht verzichten kann, sollte es ausprobieren. Die Gerbstoffe im Schwarztee sind gut für den Magen. Grüner Tee oder Mate Tee werden meistens auch gut vertragen.
- Koche immer selbst und frisch!
- Iss keine Fertigprodukte.
- Iss kleine Portionen, dafür lieber mehrmals am Tag.
- Blähungen und Darmgeräusche sind normal. Was wir, vor allem wir Intoleranzpatienten, gerne vergessen ist, dass unser Verdauungssystem laut ist und stinkt. Gase und unangenehme Gerüche entstehen beim Verdauen, unser Darm gurgelt manchmal, blubbert, zwickt und unser Verdauungsapparat lässt die entstandenen Gase durch die einzigen zwei möglichen Öffnungen, den Mund und den After, entweichen. Das ist ganz normal. Auch unser Stuhl ist manchmal fest, manchmal weicher. Also nicht jedes Zwicken und Gurgeln, jeder weiche Stuhl und jedes Aufstoßen ist auch ein Symptom oder Hinweis auf zu viel Konsum von Fruktose, Laktose, Sorbit oder anderen Stoffen.
- Mach keine Ausnahmen! Die Karenzphase kann man gut meistern ohne Schokolade oder süße Sünden.