Du hast grade die Diagnose bekommen und kennst dich nun nicht mehr aus? Wie geht es weiter? Was kannst du noch essen? Hier erklären wir allen Neulingen die Grundlagen der Fruktoseintoleranz. Dies ist ein Einstieg, der die anfängliche Verwirrung beseitigen soll.
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Fruktoseintoleranz / Fructosemalabsorption
Fruktosemalabsorption oder auchintestinale Fruktoseintoleranz, Fruktoseunverträglichkeit, ist prinzipiell nichts schlimmes! Als erstes solltest du einen Termin bei einem staatlich anerkannten Ernährungsberater bzw. Diätologen machen, der sich mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten auskennt. Ausserdem ist zu klären, ob du noch andere Unverträglichkeiten hast. Etwa 20% der Menschen mit Fruktosemalabsorption haben z.B. auch eine Laktoseintoleranz. Auch Nahrungsmittel-Allergien sollten von deinem Arzt abgeklärt werden.
Klärung der verwendeten Begriffe, um Missverständnissen vorzubeugen
- Die Endung -ose bezeichnet einen Zucker; Zucker ist ein Überbegriff für bestimmte Kohlenhydrate | Was ist Fructose?
- Die Endung -ase bezeichnet ein Enzym; Enzyme sind (fast immer) Proteine, also Eiweiße, die biochemische Reaktionen steuern
- Fruchtzucker ist das deutsche Wort für die Fruktose; Die Fruktose ist ein Einfachzucker, besteht also nur aus einem Zucker-Molekül
- Traubenzucker (oft auch als Dextrose bezeichnet) heißt auch Glukose; Glukose ist ebenfalls ein Einfachzucker
- Wenn die beiden Einfachzucker Glukose und Fruktose verbunden sind, nennt man diesen Zweifachzucker Saccharose (Haushaltszucker)
- Die Saccharose wird im Darm durch das Enzym Saccharase in die beiden Einzelzucker aufgespalten
- Fruktosemalabsorption ist das gleiche wie Fruktoseunverträglichkeit, bzw. intestinale Fruktoseintoleranz!
- Fruktose wird nicht von einem Enzym gespalten, sondern direkt über ein Transportprotein (GLUT-5) vom Darm in den Körper aufgenommen. Eine Erklärung der GLUT Transporter findest du hier.
- Funktionieren die GLUT-5 nicht richtig oder werden zu wenig gebildet, dann spricht man von einer Fruktosemalabsorption. Die Fructose gelangt dann in den Dickdarm, wo Bakterien sie „auffressen“. Dadurch werden Gase und andere Stoffe gebildet, die die Symptome der Fruktoseintoleranz auslösen.
Symptom- und Ernährungstagebuch
Wenn man den Verdacht hat, an einer Fruktoseintoleranz zu leiden, sollte man, bevor man zum Arzt geht, ein sogenanntes Symptomtagebuch führen. Dadurch tut sich der behandelnde Arzt deutlich leichter mit einer Eingrenzung der Symptome. So ein Tagebuch ist deshalb sinnvoll, weil die Symptome oft sehr zeitverzögert (mehrere Stunden!) auftreten können. Dadurch kann man selbst oft nicht den richtigen Zusammenhang zwischen Nahrung und Symptom erkennen. In der Praxis ist das ein großes Problem, da viele Betroffene ihre Symptome mit Nahrung in Zusammenhang bringen, die oft nichts mit den Beschwerden zu tun hat. Wichtig: Bei der Fructoseintoleranz treten die Symptome nicht sofort nach dem Essen auf, sonderne rst, wenn die Fructose im Dickdarm gelandet ist. Das dauert zwischen 20 Minuten und mehreren Stunden.
Die ersten Wochen: Karenzphase / Karenzzeit nach der Diagnose Fruktoseintoleranz
In den ersten 2 Wochen sollte man so gut wie möglich auf Fruchtzucker und Zuckeralkohole verzichten, um dem Darm eine gewisse Erholung zu gönnen. Wichtig ist auch, in den ersten Wochen blähendes Essen wie Hülsenfrüchte, Kohl und zu viele Ballaststoffe zu vermeiden. Nach ca. 2 Wochen (maximal 4 Wochen, die Empfehlung geht aber Richtung 2 Wochen) können diese Nahrungsmittel dann wieder langsam in die Diät eingefügt werden. Wichtig ist eine ausreichende (2-3 Liter pro Tag) Flüssigkeitszufuhr (Wasser, keine kohlensäurehaltigen Getränke, kein Alkohol).
Es ist falsch anzunehmen, dass man mit Fructoseintoleranz überhaupt keine Fruktose mehr zu sich nehmen darf. Nach der Karenzphase sollte man mit geringen Mengen Fruktose – frei und gebunden – starten und die Menge langsam steigern. Ein Verzicht auf Fruktose oder eine zu geringe Fruktosezufuhr verschlechtern die Fructoseintoleranz.
Das Kapitel Karenzphase ist sehr komplex und du solltest dich unbedingt von einer Ernährungsberatung begleiten lassen. Wir haben auch ein Buch über die Karenzphase bei Fruktoseintoleranz geschrieben, das diese Zeit sehr genau erklärt und viele Rezepte beinhaltet.
Sobald man sich besser fühlt (das wird bald sein!) und sobald keine Symptome mehr auftreten, kann man die Karenzphase beenden und mit der Testphase beginnen.
Die Testphase
Je nach Lust und Laune kann man damit beginnen kleine Mengen an Fruchtzucker zu sich nehmen. Dabei sollte man dann genau auf die Reaktionen des Körpers achten. Jetzt kann man vor allem auch wieder Haushaltszucker und langkettige Zucker wie Inulin oder Oligofructose in kleinen Mengen essen. Die Testphase dauert üblicherweise einige Monate und ist stark von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Im Endeffekt geht es darum: Finde heraus was du verträgst und lass dich nicht von anderen beeinflussen! Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf verschiedene Mengen an Fructose und jeder Mensch reagiert von Tag zu Tag anders, auf die gleichen Mengen! Das heißt aber nicht, dass jede Körperreaktion auf die Fruktose zurückzuführen ist! Man darf nicht den Fehler machen jedes Zwicken und Püpschen sofort als Symptom aufzufassen! Dass der Darm Geräusche macht und man hin und wieder Darmwinde hat, ist völlig normal.
Auch diese Testphase sollte von einem Ernährungsberater/Diätologen begleitet werden, vor allem, um Mangelerscheinungen und einseitigem Essen vorzubeugen.
Noch ein paar hilfreiche Alltags-Tipps
- Auf nüchternen Magen verträgt man Fruchtzucker schlechter als auf vollen Magen.
- Viele Betroffene vertragen nachmittags Fruktose besser als vormittags.
- Fettreiche Mahlzeiten verlangsamen die Darmpassage, damit kann mehr Fruktose aufgenommen werden.
- Sport verringert die Darmpassage, man verträgt vor dem Sport also weniger Fruktose als nach dem Sport.
Das drei Phasen-Programm
1. Karenzphase | 2. Testphase | 3. Dauerernährung |
streng fruktosearme Ernährung, „Fruktose-Fasten“ | Austesten der individuellen Verträglichkeit | Fruktosereduzierte, aber nicht fruktosefreie Diät! |
Verzicht auf Zucker, Obst und Gemüse. | Alle 2 Tage ein neues Nahrungsmittel testen, Zuckeralkohole testen! | Immer wieder an die eigenen Grenzen gehen; Ebenso Zuckeralkohole nicht vollständig meiden. |
Dauer: 2-4 Wochen, nicht länger! | Dauer: ca. 6 Monate | Einmal jährlich Fruktose-Fasten für ca. 2 Wochen |
Einige FAQs zu Fruktoseintoleranz
Muss ich die genauen Fruktosemengen in Gramm beachten?
Nein! Das genaue Ausrechnen von Fruktose- und Glukosegehalten ist nicht zielführend und wird nicht empfohlen. In der Testphase kann man gut lernen auf seinen Körper zu hören und Nahrungmittel auf ihre Verträglichkeit einzuschätzen. Hierfür sind unsere Tabellen und Listen mit den Zuckergehalten sinnvoll. Ebenso unsere App „Frag Ingrid!“. Sie sollten aber nicht dazu verwendet werden genaue Fruktose- oder Glukose-Mengen auszurechen und dann nach diesen Mengen zu leben! Wer das tut läuft Gefahr seine eigene Fruktosetoleranz zu verschlechtern!
Ist Obst bei Fruktoseintoleranz verträglich?
Theoretisch kann man jedes Obst das mehr Traubenzucker als Fruchtzucker aber in Summe wenig Fruktose enthält essen. Gut verträglich sind meistens Papaya, Banane oder Mandarine. Eine genaue Auflistung findest du als Tabelle hier oder in unserer App „Frag Ingrid!“.
Kann man Fertigprodukte und Sorbit essen?
Gewisse Zuckeralkohole blockieren vermutlich das Transportsystem im Darm, das bei Menschen mit Fruchtzuckerunverträglichkeit nur noch mangelhaft funktioniert. Diese Stoffe sind also zu vermeiden. Dazu zählen Sorbit (Sorbitol), Mannit und andere, aber nicht alle, Zuckeralkohole. Diese Stoffe finden sich gerne in Kaugummis, Süßigkeiten und Fertiggerichten, müssen jedoch in der Zutatenliste auf der Verpackung angegeben werden.
Wie ist das mit dem Zucker?
Normaler Haushaltszucker ist in geringen Mengen für die meisten Patienten in der Dauerernährung ohne Probleme zu genießen!
Haushaltszucker (Saccharose) ist ein Zweifachzucker. Er besteht aus einem Molekül Fruchtzucker und einem Molekül Traubenzucker. Da Traubenzucker die Aufnahme von Fruchtzucker erleichtert, ist Haushaltszucker in Maßen normalerweise gut verträglich (nach der Karenzphase).
Kann ich Alkohol trinken?
Lager-Bier kann gut vertragen werden, Weißbier (trübes Bier) wird oft schlechter vertragen. Lager-Bier kann auch wie eine Schorle mit Sodawasser gestreckt werden („Saurer Radler“). Trockene Weine sind meistens in kleinen Mengen relativ gut verträglich, Süßweine meistens schlechter. Generell gilt: Je süßer ein alkoholisches Getränk ist, desto schlechter ist es verträglich. Alkohol reizt den Darm und macht ihn permeabler. Ein gereizter Darm sollte daher nicht zusätzlich mit Alkohol belastet werden.
Kann ich mit Enzympräparaten alles wieder essen?
Nein. Diese Präparate wandeln Fruktose (keine Zuckeralkohole!) im Verdauungstrakt in Glukose um. Sie sollten nur in Ausnahmefällen verwendet werden und sind nicht zum Dauereinsatz vorgesehen.
Welche Diagnosemethoden sind zuverlässig?
Aktuell gibt es nur die Möglichkeit über den H2-Atemtest (mit 25g Fruktose in Wasser aufgelöst; beim Arzt durchzuführen, nicht zu Hause machen) zu testen. Heimtests oder andere Diagnosemethoden wie Bioresonanz, Spucketest, Haaranalyse, Auspendeln oder dergeleichen können keine Fruktoseintoleranz feststellen.
Quellen u.a.:
Stryer, L., Biochemie, Specktrum Akademischer Verlag, 4. Auflage
Zechmann, M.; Masterman, G.; „Nahrungsmittel-Intoleranzen: Erste Hilfe beid er Diagnose“, Berenkampverlag, 2012;
Drozdowski L, Thomson A.; „Intestinal sugar transport“, World J Gastroenterol 2006 March 21; 12(11):1657-1670