Letzte Aktualisierung am 5. September 2024 von Dr. Michael Zechmann-Khreis
Laktoseintoleranz bezieht sich ausschließlich auf die Unverträglichkeit des Milchzuckers Laktose. Die genaue Ursache dieser Unverträglichkeit wird jedoch dadurch nicht erfasst. Da die Ursachen jedoch entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung sind, ist eine ärztliche Abklärung unerlässlich. Doch wie funktioniert dioe Diagnose einer Laktoseintoleranz? Welche Diagnosewege gibt es und sind sie verlässlich? All das haben wir in diesem Artikel für dich zusammengefasst.
Das Symptomtagebuch
Bei Verdacht auf Laktoseintoleranz empfiehlt es sich, zu allererst ein Ernährungs- und Symptomtagebuch zu führen. Dies hilft dem behandelnden Arzt bzw. der Ärztin, die Symptome besser einzuordnen und eine gezielte Diagnose zu stellen. Hierfür gibt es Vordrucke im Netz, aber auch kleine Heftchen und größere Bücher, die du zum Ausfüllen verwenden kannst. Diese Tagebücher sollten über 7 bis 14 Tage geführt werden.
Laktoseintoleranz Diagnose: der H2-Atemtest
Der H2-Atemtest gilt als der beste Diagnoseweg und aktueller Goldstandard zur Feststellung einer Laktoseintoleranz. H2 steht für Wasserstoff. Bei diesem Test trinkt man auf nüchternen Magen eine Testlösung. Für Erwachsene wird empfohlen, 25g Laktose in 250ml warmem Wasser aufzulösen. Früher wurden 50g empfohlen, was jedoch etwa einem Liter Milch entspricht und auch bei Menschen ohne Laktoseintoleranz Symptome auslösen kann. Leider wird dieser Wert manchmal noch publiziert und von einigen Ärzt*innen angewendet. Bei Kindern empfiehlt man 1g Laktose pro kg Körpergewicht, maximal jedoch 25g. 1
Nach der Einnahme der Testlösung pustet man in regelmäßigen Abständen, meist alle 30 Minuten, in ein Atem-Messgerät, das den Wasserstoffgehalt in der Atemluft misst. Die gesamte Prozedur dauert etwa 3-4 Stunden. Wenn die Laktose nicht richtig verstoffwechselt wird, produzieren Bakterien im Dickdarm Wasserstoff, der über das Blut in die Atemluft gelangt und dort gemessen werden kann. Anhand der Messkurve kann der Arzt/die Ärztin eine Laktoseintoleranz feststellen oder ausschließen. Der Test auf Fructoseintoleranz verläuft ähnlich und ist in diesem Beitrag genauer beschrieben.
Neben den Messwerten sind auch die während des Tests auftretenden Symptome wichtig für die Diagnose. Nicht jeder reagiert gleich, und etwa 10% der Menschen besitzen Bakterien, die keinen Wasserstoff produzieren oder diesen sofort wieder selbst verbrauchen und dabei Methan erzeugen. Diese Patienten nennt man Non-Responder. Daher sollte auch der Methangehalt der Atemluft gemessen werden, was jedoch selten geschieht, da es kaum Methan-Messgeräte in den Praxen gibt. Eine Diagnose ist dennoch möglich, indem man die Symptome über einen halben Tag beobachtet. Treten Beschwerden wie Bauchschmerzen (Unterbauch), Blähungen und Durchfall auf, ist von einer Intoleranz auszugehen.
H2-Tests für zu Hause
Atem-H2-Proben sind für sechs Stunden bei Raumtemperatur stabil. Muss man die Probe länger aufbewahren, so ist eine Lagerung bei -20 °C erforderlich, da innerhalb von wenigen Tagen ein Drittel des Wasserstoffs aus dem Behälter austritt2. Das geht sich bei einem Selbsttest für Zu Hause mit Postversand nicht aus, weshalb solche Heimtests nicht empfohlen werden.
Weitere Laktoseintoleranz Tests, die aber nicht empfohlen werden
Der Gentest
Es wird vom Arzt entwederein Wangenabstrich gemacht oder Blut abgenommen. Die Probe kommt dann ins Genlabor und wird dort ausgewertet. Mit diesem Test kann nur eine genetische Bereitschaft zur altersabhängigen Laktosetoleranz erkannt werden. Das sagt aber nichts darüber aus, ob man tatsächlich eine Intoleranz entwickelt. Dieser Test alleine ist also nicht sinnvoll, jedoch kann dein Arzt/deine Ärztin den Test zusätzlich vewenden, um Hinweise auf andere Diagnosen/Therapieansätze zu bekommen.
Dünndarmbiopsie
In sehr seltenen Fällen kann eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm entnommen und auf Laktoseintoleranz untersucht werden. Dies wird meist nur gemacht, wenn eine Gastroskopie aus anderen Gründen durchgeführt wird. Die Aussagekraft bezüglich einer Intoleranz ist aber sehr eingeschränkt, weshalb diese Methode nicht mehr empfohlen wird.
Der 13C-Atemtest
Alternativ könnte man einen sogenannten 13C-Atemtest zur Diagnose der Laktoseintoleranz machen. Das C steht für Kohlenstoff. Hierbei trinkt man ebenfalls eine Laktoselösung, allerdings ist ein Kohlenstoffatom in dieser Laktose „markiert“. Gemessen wird dann die 13CO2-Konzentration in der Atemluft, also das CO2, das mit diesem markierten Kohlenstoff von den Bakterien im Darm gebildet wurde. 3 In der Praxis werden 13C-Atemtest aber kaum angewendet. Meistens aus Kostengründen oder weil die entsprechenden Messgeräte nicht vorhanden sind. Außerdem ist der H2-Test als Diagnoseweg einfacher, kostengünstiger und ausreichend.
Blutzucker-Test (Laktosetoleranztest)
Unter ärztlicher Aufsicht wird ein Glas mit Laktoselösung getrunken. Die nachfolgenden Labormessungen des Blutzuckerspiegels zeigen an, ob der Milchzucker in Glukose und Galaktose gespalten wird, was den Blutzuckerspiegel erhöht. Diese Diagnose der Laktoseintoleranz kann aufgrund anderer internistischer Probleme falsche Ergebnisse liefern und wird daher nicht mehr empfohlen.
Bioresonanz, Haaranalyse und Co
Es gibt einige esoterische Diagnoseverfahren wie Bioresonanz, Haaranalyse, Spuckeanalyse, Handauflegen oder Auspendeln. All diese Methoden entbehren jeglicher wissenschaftlichen Grundlage und es wird dringend davon abgeraten, diese zur Diagnose zu verwenden.
IgG Test
Dieser Test misst eine Immunreaktion des Körpers (Immunglobulin G). Diese Tests sind nicht geeignet, Laktoseintoleranz, Fructosemalabsorption oder Histaminintoleranz nachzuweisen.
Quellen
1. Satta, P. U. et al. H2-breath testing for carbohydrate malabsorption. Aliment. Pharmacol. Ther. 29, 14–18 (2009).
2. Corazza, G. R. et al. Methodology of the H2 breath test. I. Collection and storage for gas measurement. Ital. J. Gastroenterol. 22, 200–204 (1990).
3. Hiele, M. et al. 13CO2 breath test using naturally 13C-enriched lactose for detection of lactase deficiency in patients with gastrointestinal symptoms. J. Lab. Clin. Med. 112, 193–200 (1988).