Wenn man den Verdacht hat, an einer Laktoseintoleranz zu leiden, sollte man ein Ernährungs- und Symptomtagebuch führen. Dadurch tut sich der behandelnde Arzt leichter mit einer Eingrenzung der Symptomatik.
Der Selbsttest
Man kann Selbstversuche machen, natürlich mit Vorsicht. Wenn durch eine mehrtägige konsequente Diät ohne Laktose (d.h.ohne Milchprodukte und Fertigprodukte mit Laktose) das Verschwinden der Symptome beobachtet werden kann, ist eine Laktoseintoleranz wahrscheinlich. Man benötigt für so einen Selbsttest jedoch ein großes Wissen über Laktosegehalte in Lebensmitteln. Alternativ kann man auf nüchternen Magen ein Glas Milch trinken. Wenn man innerhalb von ca. zwei Stunden Symptome bekommt (und dazu zählt auch Bauchgrummeln), so ist eine Laktoseintoleranz wahrscheinlich. Dann sollte man sich normal ernähren und zeitgleich für ca 1-2 Wochen ein Symptomtagebuch führen.
Selbsttests sind generell nicht zu empfehlen, können aber einen ersten Verdacht erhärten.
Laktoseintoleranz Diagnose: der H2-Atemtest
Der beste Diagnoseweg und aktueller Goldstandard ist ein H2-Atemtest beim Arzt. Man trinkt auf nüchternen Magen eine Testlösung (25g Laktose in warmem Wasser aufgelöst). Anschließend pustet man in definierten Abständen in ein Atem-Messgerät, das den Wasserstoff-Gehalt (Wasserstoff ist chemisch gesehen H2) in der Atemluft misst. Die ganze Prozedur dauert etwa 2-3 Stunden. Wenn die Laktose nicht richtig von deinem Körper verstoffwechselt wird produzieren Bakterien im Dickdarm Wasserstoff. Dieser Wasserstoff gelangt dann über das Blut in die Atemluft und kann dort gemessen werden. Es entsteht so eine Messkurve an der der Arzt eine Laktoseintoleranz feststellen oder ausschließen kann. Der Test auf Fructoseintoleranz läuft ähnlich ab und ist hier genauer beschrieben.
Neben diesen Messwerten sind aber zur Diagnose auch die Symptome die während des Tests auftreten wichtig. Denn nicht jeder reagiert gleich und vor allem besitzen manche Menschen Bakterien, die keinen Wasserstoff produzieren, bzw. diesen sofort wieder selbst verbrauchen und dabei Methan produzieren. Solche Patienten nennt man Non-Responder. Daher sollte auch der Methan-Gehalt der Atemluft gemessen werden, was aber praktisch nie passiert, da es fast keine Methan-Messgeräte in den Praxen gibt. Eine Diagnose ist dennoch möglich, da es ja beim test eine Symptomatik gibt. Außerdem kann zusätzlich eine Blutanalyse erfolgen (siehe unten).
Der 13C-Atemtest
Alternativ kann man einen sogenannten 13C-Atemtest machen. Das C steht für Kohlenstoff. Hierbei trinkt man ebenfalls eine Laktoselösung, allerdings ist ein Kohlenstoffatom in dieser Laktose „markiert“. Gemessen wird dann die 13CO2-Konzentration in der Atemluft, also das CO2, das mit diesem markierten Kohlenstoff von den Bakterien im Darm gebildet wurde. In der Praxis werden 13C-Atemtest aber kaum angewendet. Meistens aus Kostengründen oder weil die entsprechenden Messgeräte nicht vorhanden sind.
Für die Non-Responder gilt aber trotzdem: Treten starke Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall und ähnliche Symptome während des Atemtests auf, ist eine Laktoseintoleranz sehr wahrscheinlich.
Vorbereitung auf den Atemtest
Es ist sinnvoll, sich am Tag des Tests keine anderen Termine einzutragen. Sollte der Test nämlich positiv sein, so wird man noch einige Stunden lang mehr oder weniger heftige Symptome haben.
Weitere Diagnosemöglichkeiten bei Laktoseintoleranz
Blutzucker-Test (Laktosetoleranztest)
Unter ärztlicher Aufsicht wird ein Glas mit Laktoselösung getrunken. Die nachfolgenden Labormessungen des Blutzuckerspiegels zeigen an, ob der Milchzucker in Glukose und Galaktose gespalten wird, was den Blutzuckerspiegel erhöht. Dieser Test kann als Zusatztest gleichzeitig mit dem H2-Atemtest durchgeführt werden (optional).
Gentest
Es wird vom Arzt entwederein Wangenabstrich gemacht oder Blut abgenommen. Die Probe kommt dann ins Genlabor und wird dort ausgewertet. Mit diesem Test kann nur die genetische Laktoseintoleranz (primäre Form) nachgewiesen werden. Besteht eine sekundäre Laktoseintoleranz, so ergibt der Test ein „falsches“ Ergebnis. Dieser Test ist also nur sinnvoll, wenn eine sekundäre Laktoseintoleranzunwahrscheinlich ist und dein Arzt sicher gehen will, ob du eine primäre Laktoseintoleranz hast.
Biopsie
In sehr seltenen Fällen kann eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm entnommen und auf Laktoseintoleranz untersucht werden. Dies wird meist nur gemacht, wenn eine Gastroskopie aus anderen Gründen durchgeführt wird.
Diagnoseverfahren für Laktoseintoleranz die nicht zu empfehlen sind
Bioresonanz
Mit Hilfe von Elektroden werden elektrische Ströme im Körper gemessen um so Rückschlüsse auf das Befinden zu ziehen. Diese Methode ist nicht anerkannt und es wird dringend empfohlen einen Atemtest (oder anderen schulmedizinischen Test) durchführen zu lassen!
IgG Test
Dieser Test misst eine Immunreaktion des Körpers (Immunglobulin G). Diese Tests sind nicht geeignet, Laktoseintoleranz, Fructosemalabsorption oder Histaminintoleranz nachzuweisen.
Allgemeines
Die Tests zur Diagnose der Laktoseintoleranz sollten ausnahmslos unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. H2-Atemtests für zu Hause sollten nicht angewendet werden, da die Säckchen bzw. Tuben, in denen die Atemluft gesammelt wird, nicht dicht genug sind, um den Wasserstoff bis zur Analyse im Labor zu halten. Daher können diese Tests falsche Ergebnisse liefern.
Quellen u.a.
(1) Tuula H, Marteau P, Korpela R. (2000): Lactose Intolerance, J of the American College of Nutrition, Vol. 19, No. 2, 165S-175 S, 2000
(2) Marcin Krawczyk, Malgorzata Wolska, Stephanie Schwartz, et al); „Concordance of Genetic and Breath Tests for Lactose Intolerance in a Tertiary Referral Centre“, J Gastrointestin Liver Dis, June 2008 Vol.17 No 2, 135-139
(3) Vogelreuter A., „Nahrungsmittelunverträglichkeiten“, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2012