Die Diagnose erfolgt, indem zuerst ohen Diät zu halten für ca. 2 Wochen ein Ernährungs- und Symptomtagebuch geführt wird. Der Arzt wertet das Tagebuch aus und entscheidet dann, welche weiterführenden Untersuchungen nötig sind. Im Fall der Fruktoseintoleranz ist das der H2-Atemtest. Hierbei wird eine Fruktoselösung getrunken und dann in bestimmten Abständen in ein Atemmessgerät gepustet.
Andere Methoden wie TCM, Bioresonanz, Spucke-Untersuchungen, Haar-Analysen oder dergleichen sind nicht geeignet eine Fruktoseintoleranz zu diagnostizieren!
Wie funktioniert der Wasserstoff (H2) Atemtest?
Normalerweise werden Zucker wie Fruktose, Glukose oder Laktose schon im Dünndarm vom Körper resorbiert und kommen mit den Bakterien im Dickdarm gar nicht erst in Kontakt. Diese Bakterien verstoffwechseln diese Zucker und erzeugen dabei Gase. Das ist ein ganz normaler Vorgang. Genau das macht sich dieser Test zu Nutze. Denn die Bakterien erzeugen auch Wasserstoff (chemisch: H2). Die Wasserstoffmoleküle sind so klein, dass sie direkt ins Blut übergehen (diffundieren) und dann über die Lunge wieder abgegeben werden. Der Wasserstoffgehalt der Atemluft kann gemessen werden und ist somit ein aussagekräftiges Indiz für eine Nahrungsmittelintoleranz.
Vorbereitung auf den Test
Dein Arzt sollte dich vor dem Test genau beraten, damit ein aussagekräftiger Test durchgeführt werden kann. So bereitest du dich optimal auf den Test vor:
- Stelle sicher, dass du 12 Stunden vorher nichts isst und nur Leitungswasser trinkst. Meide „schwere“ und blähende Lebensmittel wie Kohl oder Lauch 24 Stunden vor deinem Test.
- Verwende am Tag deines Tests nach dem Zähneputzen keine Mundspülung oder Prothesenhaftmittel, diese könnten dein Testergebnis beeinflussen.
- Raucher atmen Kohlenmonoxid aus, das den Wasserstoffsensor des Testgerätes aktivieren kann und so falsche Ergebnisse erzeugt. Daher 12 h vor dem Test und vor allem kurz vor und während des Tests nicht rauchen.
- Solltest du in den letzten 4 Wochen Antibiotika eingenommen haben oder dich einer Darmspiegelung unterzogen haben, ist kein aussagekräftiges Testergebnis möglich.
- Betreibe unmittelbar vor dem Test keinen Sport und betätige dich während des Tests nicht körperlich.
Ablauf des H2-Atemtests
Du bekommst eine bestimmte Menge einer Testlösung (Wasser + zu testender Zucker) zu trinken. Dann wird man dich bitten, in definierten Abständen in ein Messgerät zu pusten, das den Wasserstoff-Gehalt seiner Atemluft misst. Das ist ähnlich wie ein Alkohol-Messgerät bei Polizeikontrollen.
Die Werte dieser Messung werden in ppm angegeben, also parts per million (Teile pro Million oder auch mg/l). Der erste Wert, der vor dem Trinken der Messlösung gemessen wird, ist der Ausgangswert (Basalwert). Die folgenden Werte werden, wie auch die auftretenden Symptome, in einer Tabelle verzeichnet. Steigt einer der Werte (oder zwei aufeinanderfolgende Werte) über 20 ppm über den Basalwert, so ist der Test positiv. Ausnahme: Der Test auf Dünndarmfehlbesiedelung mit Laktulose (siehe unten). Nach 2-3 Stunden ist der Test normalerweise vorbei, es kann aber sein, dass der Test auf bis zu 4 Stunden verlängert werden muss. Du solltest dir also ausreichend Zeit einplanen. Ist dein Testergebnis positiv, wirst du wahrscheinlich Symptome im Magen-Darm-Trakt wahrnehmen
Tabelle der häufigsten Atemtests
Suche nach | Testsubstanz | Menge | Pust-Intervall | Dauer des Tests |
---|---|---|---|---|
Laktoseintoleranz | Laktose | 25-50g | 15 oder 30 min | 2 Stunden* |
Fruktoseintoleranz | Fruktose | 25g | 15 oder 30 min | 2 Stunden* |
DDFB | Glukose | 50g | 10-20 min | 3 Stunden |
DDFB | Laktulose | 10g | 10-20 min | 3 Stunden |
Sorbitintoleranz | Sorbit | 5-12g | ca. 20 min | 3 Stunden |
* Sind die Werte nach 2 Stunden maximal 10-20 ppm über den Basalwert gestiegen, sollte der Test auf 4 Stunden verlängert werden. |
Kurzinfos zum Fruktose-Atemtest
- Getestet wird mit 25g Fruktose. Mehr würde auch bei gesunden Personen positive Testergebnisse bringen!
- nach 90-180 Minuten treten meistens Symptome auf
- ab 90 Minuten ist mit einem Anstieg der Werte zu rechnen, der bei 150 Minuten meistens seine Spitze erreicht
- bei positivem Befund tritt nach ca. 4 Stunden oft Durchfall auf
- Auch wenn nicht alle 15 Minuten gemessen wird, ist der Test noch zulässig. Man konnte zeigen, dass sogar nur 4 Messungen bei 0, 90, 120 und 180 Minuten für eine eindeutige Diagnose ausreichend sind. Genauer sind aber Messungen alle 30 Minuten.
- Man kann mit dem Fruktose-Atemtest auch eine Dünndarmfehlbesiedelung bestimmen. Dann muss aber alle 10 Minuten gepustet werden. Gibt es einen sogenannten Doppelpeak, d.h. steigen die ppm-Werte nach kurzer Zeit an, fallen dann ab und steigen später wieder an, kann man von einer Dünndarmfehlbesiedelung UND einer Fruktoseintoleranz ausgehen.
- Beim H2-Atemtest auf Fruktose empfiehlt es sich also, in den ersten 60 Minuten alle 10-15 Minuten zu pusten, danach alle 30 Minuten.
Erklärungen zum folgenden Bild:
Die graue Linie
zeigt eine Testperson, die keine Fruktoseintoleranz hat. Zu beachten
ist, dass die Messung mit 4 Messpunkten (gelbe Linie) im Vergleich zur
häufigen Messung (orange Linie) zwar die intestinale Fruktoseintoleranz
diagnostiziert, aber keine Aussage zu einer Dünndarmfehlbesiedelung
(DDFB) treffen kann. Die blaue Linie zeigt eine Testperson mit
Fruktoseintoleranz, aber ohne DDFB.
H2-Atemtest für Dünndarmfehlbesiedelung
Wie oben erwähnt, kann man auch den Fruktose-Atemtest verwenden, um eine Dünndarmfehlbesiedelung (DDFB) zu diagnostizieren. Wenn man also einen Fruktose-Atemtest macht, kann man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen. Es gibt aber noch zwei andere Testsubstanzen, die dazu geeignet sind: Laktulose und Glukose.
Mit Laktulose: Ist der Wert nach 90 Minuten schon um mehr als 20 ppm angestiegen bzw. höher als die Werte nach 120 oder 180 Minuten, ist eine Dünndarmfehlbesiedelung anzunehmen.
Mit Glukose: Hier gilt generell ein Anstieg von mehr als 20 ppm zum Ausgangswert als positiver Befund. Glukose wird sehr schnell aufgenommen und erreicht oft gar nicht die hinteren Abschnitte des Dünndarms, weshalb der Laktulosetest zur Diagnose einer DDFB vorgezogen werden sollte.
Probleme des Atemtests
Etwa 10 % der Bevölkerung sind sogenannte Non-H2-Producer. Sie besitzen Bakterien, die den entstandenen Wasserstoff sofort verstoffwechseln. Dadurch gelangt er nicht in die Atemluft und kann somit nicht gemessen werden. Da die Diagnosestellung aber auch mit Hilfe der Symptomatik erfolgt, können auch diese Patienten diagnostiziert werden. Treten im Laufe des Tages starke Symptome auf, ist der Test also trotz nicht ansteigender Wasserstoffwerte in der Atemluft ebenfalls positiv. Daher ist es so wichtig, die Symptome an diesem Tag zu dokumentieren und gegebenenfalls dem Arzt sofort mitzuteilen. Eigentlich sollte man zusätzlich zum Wasserstoff auch Methan in der Atemluft messen, da man so die Non-Responder erkennen kann. Da diese Testgeräte aber kostspieliger sind, werden diese Tests in der Praxis sehr selten gemacht.
Dein Arzt sollte nach Möglichkeit über eine Blutuntersuchung noch weitere Blutwerte bestimmen (bei Fruktoseintoleranz sind das vor allem Folsäure, B12, Serumamylase, Lipase, Zink und Eisen).
Funktionieren H2-Heimtests?
Leider nein. Wasserstoffmoleküle sind so klein, dass sie dauerhaft nicht in einem Behältnis aus Plastik oder Glas „festgehalten“ werden können. Die maximale Lagerdauer üblicher Gefäße liegt bei ca. 6 Stunden, der Wasserstoff würde also schon während des Postversandes entweichen. Auch die Temperatur spielt eine große Rolle, wobei schon Zimmerwärme zu hoch für die Lagerung ist. Daher sollte der H2-Atemtest immer direkt beim Arzt gemacht werden, nicht zu Hause.
Quellen
(1) Born Peter, World J Gastroenterol 2007 November 21;13(43): 5687-5691 „Carbohydrate malabsorption in patients with non-specific abdominal complaints“
2) Zechmann,M.; Masterman G., „Fruktoseintoleranz, Laktoseintoleranz und Histaminintoleranz: Erste Hilfe nach der Diagnose“, Berenkamp Verlag, 1. Aufl 2012
3) Satish S.C. Rao, Ashok Attaluri, Leslie Anderson, Phyllis Stumbo; „Ability of the Normal Human Small Intestine to Absorb Fructose: Evaluation by Breath Testing“; Clinical Gastroenterology and Hepatology 2007;5:959–963
4) Mastropaolo, G., & Rees, W. D. (1987). Evaluation of the hydrogen breath test in man: definition and elimination of the early hydrogen peak. Gut, 28(6), 721–5.
5) Simrén, M., & Stotzer, P.-O. (2006). Use and abuse of hydrogen breath tests. Gut, 55(3), 297–303. doi:10.1136/gut.2005.075127
6) Yang, J.-F., Fox, M., Chu, H., Zheng, X., Long, Y.-Q., Pohl, D., … Dai, N. (2015). Four-sample lactose hydrogen breath test for diagnosis of lactose malabsorption in irritable bowel syndrome patients with diarrhea. World Journal of Gastroenterology, 21(24), 7563. doi:10.3748/wjg.v21.i24.7563
7) Methodology and Indications of H2-Breath Testing in Gastrointestinal Diseases: the Rome Consensus Conference. Alimentary Pharmacology & Therapeutics, 29: 1–49. 2009. doi:10.1111/j.1365-2036.2009.03951.x