Letzte Aktualisierung am 5. September 2024 von Dr. Michael Zechmann-Khreis
Die Milch von Säugetieren enthält einen bedeutenden Anteil an Zucker, der als Milchzucker oder Laktose bekannt ist. In der Natur gibt es verschiedene Zuckerarten, die alle aus Kohlenstoffatomen bestehen und sich meist in Ringform zu einer Einheit zusammenschließen. Diese Einheiten können als Einfachzucker (Monosaccharide), Zweifachzucker (Disaccharide) oder Mehrfachzucker (Polysaccharide) auftreten. Laktose ist ein Zweifachzucker, das aus den beiden Einfachzuckern Galaktose (Schleimzucker) und Glukose (Traubenzucker) besteht.1.
Woher kommt die Bezeichnung „Laktose“?
Der Name „Laktose“ stammt vom lateinischen Wort für Milch („lac, lactis“). Laktose kommt in der Natur ausschließlich in der Milch von Säugetieren vor, einschließlich menschlicher Muttermilch. Alle Milcharten, die wir heute konsumieren – ob Kuhmilch, Ziegenmilch oder Schafmilch – enthalten etwa die gleiche Menge an Laktose. Dies gilt auch für Produkte, die aus diesen Milcharten hergestellt werden, wie Schaf- oder Ziegenkäse. Nur sehr wenige Tiere, wie Kängurus und Seelöwen, haben nahezu laktosefreie Muttermilch.2,3.
Laktose wird im Darm gespalten
Laktose wird in unserem Darm vom Enzym Laktase in zwei Einzelzucker gespalten, denn nur diese Einzelzucker können über die Dünndarmwand in unseren Blutkreislauf aufgenommen werden. Ist dieses Enzym Laktase zu wenig vorhanden bzw. funktioniert es nicht richtig, so spricht man von einer Laktoseintoleranz. Doch nicht nur unser Darm kann Laktose spalten, auch Bakterien können das. Dies geschieht in unserem Darm genauso wie z.B. bei der Käseherstellung oder bei der Reifung von Joghurt. Daher sind viele Käsesorten, die lange gereift sind, laktosefrei.
Laktose in der Industrie
Die Laktose ist ein Nebenlprodukt der Milchindustrie. Sie wird aus Molke gewonnen, die bei der Käseherstellung übrigbleibt. Laktose ist entsprechend billig und hat nur 20% der Süßkraft vom Haushaltszucker Saccharose. Laktose eignet sich daher gut als Füll- und Trägerstoff bei Medikamenten oder Teigen. Sie hat noch viele andere Eigenschaften, die gerne von der Lebensmittelindustrie verwendet werden. So erzeugt Laktose z.B. ein angenehm cremiges Gefühl im Mund oder eine schöne Bräune, wenn sie erhitzt wird. Daher findet sich Laktose oft in Produkten, wo man sie normalerweise nicht erwarten würde. Sie findet sich in Brot, Knabbergebäck, Bratwürsten oder Pommes frites. Wer also eine Laktoseintoleranz hat, sollte immer – auch wenn das Produkt nach gesundem Menschenverstand keine Laktose enthalten sollte – auf die Kennzeichnung „laktosefrei“ achten bzw. die Zutatenliste lesen. Laktose (bzw. Milch) muss in der EU gekennzeichnet werden.
Laktose in Medikamenten
Die Menge an Laktose in Medikamenten ist meistens zu gering, um bei einer Laktoseintoleranz Probleme zu verursachen. Vorsicht ist dennoch angebracht. Am besten sprichst du mit deinem Apotheker/deiner Apothekerin.
Quellen:
1) Stryer, L., Biochemie, Specktrum Akademischer Verlag, 4. Auflage
2) King J.E., 1983: „Seals of the world“, Oxford Universitv Press
3) Weiss, Eugen; „Grundriss der speziellen pathologischen Anatomie der Haustiere“, 6.Auflage; Verlag Enke; 2007; p.324