Die Milch von Säugetieren besteht zu einem großen Teil aus einem Zucker, dem sogenannten Milchzucker. Milchzucker wird auch Laktose genannt. Es gibt in der Natur verschiedene Arten von Zuckern. Sie bestehen immer aus Kohlenstoffatomen, die sich meist in Ringform zu einer Einheit zusammenschließen. Diese Einheiten können alleine auftreten (Einfachzucker) oder aus zwei (Zweifachzucker) oder mehreren Einheiten (Mehrfachzucker) bestehen. Die Laktose ist so ein Zweifachzucker. Sie besteht aus den zwei Einzelzuckern Galaktose (Schleimzucker) und Glukose (Traubenzucker)1.
Woher kommt die Bezeichnung „Laktose“?
Der Name „Laktose“ leitet sich vom lateinischen Wort für Milch („lac, lactis“) ab. Laktose kommt in der Natur ausschließlich in der Milch von Säugetieren vor, also auch in menschlicher Muttermilch. Alle Milcharten die wir heute verzehren, egal ob Kuhmilch, Ziegenmilch oder Schafmilch, beinhalten in etwa dieselbe Menge an Laktose. Ebenso verhält es sich mit Produkten, die aus diesen Milcharten erzeugt werden, wie Schaf- oder Ziegenkäse. Nur ganz wenige Tiere wie Känguru und Seelöwen haben fast laktosefreie Muttermilch2,3.
Laktose wird im Darm gespalten
Laktose wird in unserem Darm vom Enzym Laktase in die beiden Einzelzucker gespalten, denn nur diese Einzelzucker können über die Dünndarmwand in unseren Blutkreislauf aufgenommen werden. Ist dieses Enzym Laktase zu wenig vorhanden, so spricht man von einer Laktoseintoleranz. Doch nicht nur unser Darm kann Laktose spalten, auch Bakterien können das. Dies geschieht z.B. bei der Käseherstellung oder bei der Reifung von Joghurt. Daher sind viele Käsesorten, die lange gereift sind, laktosefrei.
Laktose in der Industrie
Die Laktose ist ein Abfallprodukt der Milchindustrie. Sie wird aus Molke gewonnen, die bei der Käseherstellung übrigbleibt. Laktose ist entsprechend billig und hat nur 20% der Süßkraft vom Haushaltszucker Saccharose. Laktose eignet sich daher gut als Füll- und Trägerstoff bei Medikamenten oder Teigen. Sie hat noch viele andere Eigenschaften, die gerne von der Lebensmittelindustrie verwendet werden. So erzeugt Laktose z.B. ein angenehm cremiges Gefühl im Mund oder eine schöne Bräune, wenn sie erhitzt wird. Daher findet sich Laktose oft in Produkten, wo man sie normalerweise nicht erwarten würde. Sie findet sich in Brot, Knabbergebäck, Bratwürsten oder Pommes frites. Wer also eine Laktoseintoleranz hat, sollte immer – auch wenn das Produkt nach gesundem Menschenverstand keine Laktose enthalten sollte – auf die Kennzeichnung „laktosefrei“ achten bzw. die Zutatenliste lesen. Laktose (bzw. Milch) muss in der EU gekennzeichnet werden. Die Menge an Laktose in Medikamenten ist meistens zu gering, um bei einer Laktoseintoleranz Probleme zu verursachen. Vorsicht ist dennoch angebracht. Am besten sprichst du mit deinem Apotheker.
Quellen:
1) Stryer, L., Biochemie, Specktrum Akademischer Verlag, 4. Auflage
2) King J.E., 1983: „Seals of the world“, Oxford Universitv Press
3) Weiss, Eugen; „Grundriss der speziellen pathologischen Anatomie der Haustiere“, 6.Auflage; Verlag Enke; 2007; p.324