Fettleber durch Fructoseintoleranz?
Ob die Fruktoseunverträglichkeit mit der Non-alcoholic fatty liver disease (NAFLD) bzw. deren „entzündlichen“ Form dem NASH Syndrom (non-alcoholic Steatohepatitis; dt.: Fettleberentzündung) verbunden ist, darüber wird noch heftig diskutiert. Es gibt mittlerweile einige Studien am Menschen, die einen Zusammenhang als wahrscheinlich erachten. Tatsächlich nachgewiesen hat man den Zusammenhang zwischen überhöhter Fruktosefütterung und Fettleber schon im Tierversuch (Ratten), sowie in einer Studie über den Einfluß überhöhten Fruktose- bzw. Zuckerverzehrs auf die Verfettung der Organe bei dicken Menschen.
Es wird in Internet-Foren immer wieder berichtet, dass viele Personen mit Fructoseintoleranz an einer Fettleber leiden. Dies könnte viele Gründe haben. Ob ein direkter Zusammenhang besteht, wird sicher in den kommenden Jahren erforscht werden. Interessant ist, dass bei einer NASH erhöhte IgE-werte auftreten können6).
Derzeit kann also ein Zusammenhang nicht eindeutig bestätigt werden.
Symptome der Fettleber
Die Fettleber verursacht meistens keine bzw. nur sehr geringfügige Symptome! Einige Symptome die immer wieder auftreten und von einigen Patienten beschrieben wurden sind:
- Völlegefühl
- Antriebsarmut / vgl. Depression bei Fruktosemalabsorption
- Druckgefühl im rechten Bauch
- Beschwerden beim Liegen auf der rechten Seite (Übelkeit, Schmerzen)
- generelle körperliche und geistige Leistungsminderung und Antriebsarmut
Was tun gegen Fettleber?
Diese Frage kann hier nicht vollständig beantwortet werden, da die Ursache de Fettleber festgestellt werden muss! Dies kann nur dein Arzt!
In unserer westlichen Welt ist das Phänomen einer „Wohlstandsleber“ immer häufiger anzutreffen. Die Leber lagert, das ist ganz normal, Fetttröpfchen ein. Isst man zuviel, führt man zu viele Kalorien zu, so nimmt die Fettmenge in der Leber zu. Die Leber verfettet und wird zur „Fettleber“. Diese Form der Fettleber kann durch diätetische Maßnahmen sowie durch sportliche Aktivität wieder verschwinden. Ziel ist es sich zu bewegen und die Kalorienzufuhr zu minimieren. Vor allem Zucker (Mono- und Disaccharide) tragen hier maßgeblich bei. Daher sollte man pro Tag nicht mehr als 25-50 Gramm solcher zugesetzter Zucker (Laktose, Fruktose, Saccharose, …) zu sich nehmen. Zugesetzt heißt, dass sie nicht natürlich in der Nahrung vorkommen. D.h. Zucker in Obst ist ok, Zucker im Kaffee oder in der Wurst nicht. Neuere Studien zeigen, dass ein ausgewogenes Mikrobiom (Darmflora) zu einer Besserung von Fettlebererkrankungen beitragen kann8), wobei die Datenlage hier noch relativ unsicher ist und in den nächsten Jahren mit neuen Erkenntnissen zu rechnen ist.
Generelle Empfehlungen:
- Verzicht auf Alkohol
- fettarme und fruktosearme bzw. zuckerarme Ernährung (weniger als 25 zugesetzte Zucker pro Tag)
- ausgewogener Ausdauer-Sport, viel Bewegung an der frischen Luft
- langsame Gewichtsnormalisierung
- Zuführung bestimmter Darmbakterien – in Absprache mit dem Arzt
- Nicht Rauchen4)
Depression und Fructoseintoleranz?
Es kann verschiedene Gründe für depressive Verstimmungen wegen Fruktoseintoleranz geben.
Die Fruktosemalabsorption geht nach einer Studie7) mit einer verminderten Resorption der Aminosäure Tryptophan einher, d.h. es ist geringfügig weniger Tryptophan im Blut von Fruktosemalabsorbern nachweisbar als im Blut von nicht-intoleranten Personen. Das Tryptophan wird im Körper zum Glückshormon Serotonin umgewandelt. Ist wenig Tryptophan vorhanden, kann auch nur wenig Serotonin gebildet werden. Das fatale dabei: Der Körper weiß, dass er Tryptophan braucht, und man ist geneigt mehr Lebensmittel zu essen, die diesen Stoff enthalten. Allerdings enthalten diese Lebensmittel fast alle auch sehr viel Fruchtzucker. Ausserdem hört man oft, man solle mehr Obst essen, das sei gesund und helfe. Doch das hilft nicht, sondern verschlechtert die Lage drastisch, wenn man eine intestinale Fruktoseintoleranz hat. Diese Studie wurde jedoch nie reproduziert bzw. ist sie diskutabel. Daher ist dieser Effekt nicht nachgewiesen. Eine Tryptophaneinnahme ohne voriges Blutbild ist daher nicht sinnvoll.
Doch depressive Verstimmungen (nicht Depressionen) und Fruktoseintoleranz treten durchaus oft zusammen auf. Das kann verschiedene Gründe haben. Wird die Unverträglichkeit nicht behandelt und weiter Fruktose dem Körper zugeführt, so hat man die beschriebenen Symptome. Diese Symptome führen ebenfalls auf Dauer zu einer Verschlechterung des psychischen und sozialen Zustandes. Mögliche andere Ursachen sind der psychische Stress dem die Patienten ausgesetzt sind. Hier ist vor allem die soziale Isolation zu erwähnen, in die ein Patient mit unerkannter Fruktoseintoleranz gerät. Auf Grund der Durchfälle und der dauernden Übelkeit ziehen sich die Patienten immer mehr aus dem sozialen Leben zurück, planen Ihre Freizeit mehr nach verfügbaren Toiletten als nach Spass. Auch andere Unverträglichkeiten und ihre physischen Folgen können die depressiven Zustände verschlimmern.
Fruktoseintoleranz kann also über mehrere Wege mit depressiven Verstimmungen verbunden sein. Eine ärztliche Abklärung aller Möglichkeiten ist immer zu empfehlen!
Bei starken depressiven Zuständen ist eine ärztliche Abklärung dringend notwendig!
Wie werde ich die Depression wieder los?
Sind die depressiven Zustände ausschließlich (!) auf die Fruktoseintoleranz zurückzuführen, so verschwinden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn eine entsprechende fruktosearme Diät eingehalten wird. Man kann auch vorsorglich Tryptophan als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Hier ist eine Abstimmung mit dem behandelnden Arzt wichtig, der aber zuerst einen tatsächlichen Mangel über das Blut feststellen muss. Außerdem ist die Einnahme von Tryptophan durchaus mit gesundheitlichen Risiken verbunden, weshalb dieser Stoff niemals ohne ärztliche Begleitung substituiert werden sollte.
Quellen
(1) Lesurtel M., Graf R., Aleil B., et al, Platelet-Derived Serotonin Mediates Liver Regeneration, Science, 7.April 2006
(2) Ledochowski M, Widner B, Bair H, Probst T, Fuchs D.; Fructose- and sorbitol-reduced diet improves mood and gastrointestinal disturbances in fructose malabsorbers.; Scand J Gastroenterol. 2000 Oct;35(10):1048-52.
(3) Stanhope, K.L.; Schwarz, J.M.; Keim, N.L.; et.al; „Consuming fructose-sweetened, not glucose-sweetened, beverages increases visceral adiposity and lipids and decreases insulin sensitivity in overweight/obese humans“ in The Journal of Clinical Investigation, doi: 10.1172/JCI37385
(4) Mallat, A.; Lotersztajn „Cigarette smoke exposure: A novel cofactor of NAFLD progression?“ in Journal of Hepatology 51 (2009) 430–432, 2009
(6) persönl. Gespräch, Univ.Doz.Dr. A. Propst
(7) M. Ledochowski, B. Widner, C. Murr, B. Sperner-Unterweger & D. Fuchs „Fructose Malabsorption is Associated with Decreased Plasma Tryptophan“, Scand J Gastroenterol 2001 (4)
(8) Boursier, J; Maeh Diel, A; „Nonalcoholic Fatty Liver Disease and the Gut Microbiome“, Clin Liver Dis, 2015