Als Laktoseintoleranz bezeichnet die Unfähigkeit des Organismus Milchzucker (Laktose) richtig zu verdauen.
Milchzucker kommt in fast allen Milchprodukten vor und wird normalerweise im Dünndarm durch ein Enzym, die Lactase, in seine zwei Einzelzucker gespalten. Dieses Enzym wird in der Dünndarmwand gebildet und spaltet die Laktose in ihre beiden Einfachzucker Galactose (Schleimzucker) und Glucose (Traubenzucker). Diese Einfachzucker können dann über die Darmschleimhaut, mit Hilfe von Transportproteinen, in den Körper aufgenommen werden. Bei Personen mit Laktoseintoleranz fehlt dieses Enzym (oder ist nur unzureichend vorhanden), dadurch wird der Milchzucker nicht gespalten, kann nicht ins Blut aufgenommen werden und gelangt so weiter in den Dickdarm. Dort sitzen Bakterien, welche den Milchzucker verarbeiten und dabei Gase und kurzkettige Fettsäuren erzeugen, die u.a. dann zu den typischen Symptomen der Laktoseintoleranz führen.
Diese Arten der Laktose Intoleranz unterscheidet man:
Primäre Laktoseintoleranz
Zu der primären Laktoseintoleranz zählt man drei verschiedene Formen.
kongenitaler Laktasemangel
Dies ist ein autosomal-rezessiver Gendefekt bei dem nicht die geringste Menge an Lactase gebildet wird. Andere Disaccharidasen werden vollkommen normal synthetisiert. Diese Form ist äußerst seltenund betrifft bereits Neugeborene. Dieser Defekt ist vor allem in Finnland zu beobachten3).
entwicklungsbedingte Laktoseintoleranz
Eine sehr seltene und ausschließlich bei Frühgeburten zu beobachtende Laktoseintoleranz. Ab der 8. Schwangerschaftswoche bildet der Embryo bereits Laktase. Diese Produktion steigt bis zur 34. Woche an, um bei der Geburt ein Maximum zu erreichen. Frühgeborene die vor der 32. Woche geboren wurden, sind oft nicht in der Lage ausreichend Laktase zu produzieren, weshalb sie laktoseintolerant sind. Diese Form der Laktoseintoleranz ist reversibel und hat keine Auswirkungen auf eine Laktoseintoleranz im späteren Leben.
Endemische oder ethnische Laktoseintoleranz
Hierunter versteht man die weltweit häufigste Form der Laktose Intoleranz. Etwa 70% der Weltbevölkerung sind von dieser Form betroffen. Sie ist genetisch bedingt und tritt vermehrt in wärmeren sonnenreichen Gegenden auf. Die Fähigkeit Laktose zu verdauen haben grundsätzlich alle Säugetiere, also auch der Mensch. Bei allen Säugetieren verringert sich bzw. verschwindet diese Fähigkeit jedoch mit zunehmendem Alter. So können 70% der Europäer im Alter von 60 Jahren keine Laktose mehr verdauen2. Die meisten Asiaten und Schwarzafrikaner verlieren ebenfalls nach der Kindheit die Möglichkeit, Laktose zu spalten. Aus biologischer Sicht gibt es keinen Grund, dass ein ausgewachsenes Säugetier Milch trinkt.
Bei einem Teil der europäischen Menschen hat sich in der Evolution aber eine Sonderform entwickelt, die weiterhin Milch verdauen kann. Grund für das Fortbestehen der Enzymproduktion ist eine Mutation eines bestimmten Gens. So wird weiterhin Laktase produziert, auch im Alter. Eine genauere Erläuterung zu dieser Form der Laktoseintoleranz findest du in unserem Artikel zur weltweiten Verteilung der Laktoseintoleranz.
Sekundäre Laktoseintoleranz
Bei einigen dieser oben genannten europäischen Menschen, die Laktose im Alter verdauen können, kann diese Fähigkeit verloren gehen. Sie verlieren mit zunehmendem Alter wieder die Fähigkeit Laktose zu verdauen. Oft liegt dies an externen Auslösern, z.B. einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut. Durch diese Schädigung, kann keine Laktase mehr gebildet werden, man ist dann laktose intolerant.
Folgende Erkrankungen oder externe Einflüsse können u.A. Ursache für eine sekundäre Laktoseintoleranz sein:
- Einnahme von Antibiotika über einen längeren Zeitraum
- Bakterielle Fehlbesiedlung (small intestinal bacterial overgrowth)
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
- unbehandelte Zöliakie
- Andere Intoleranzen wie zum Beispiel Fruktosemalabsorption
- Parasitenbefall
- chronischer Alkoholismus
- Einige Infektionskrankheiten (wie HIV / AIDS, …)
- …
Die sekundäre Laktoseintoleranz kann sich zurückbilden, sobald der Grund der Erkrankung eliminert wurde. D.h. wenn zum Beispiel aufgrund einer Zöliakie der Darm derart geschädigt ist, dass keine Laktase mehr produziert werden kann, liegt sekundäre Laktose Intoleranz vor. Wenn sich bei glutenfreier Ernährung der Darm wieder erholt, so kann diese Fähigkeit wieder zurückkehren. Die sekundäre Laktoseintoleranz ist damit „ausgeheilt“.
Milchallergie oder Laktoseintoleranz?
Von der Laktoseintoleranz oder Laktoseunverträglichkeit unterscheiden sich die Milchallergien (Kasein-, Laktalbumin-, Kuhmilchallergie, …)! Dies sind keine Intoleranzen auf Laktose (einen Zucker), sondern echte Allergien auf bestimmte Eiweißeder Milch. Bei den Allergie reichen kleinste Mengen (Spuren) aus, um Symptome hervor zu rufen. Bei der Laktoseintoleranz sind meist geringe Mengen unbedenklich.
Quellen u.a.
(1) Ledochowski M., Bair H., Fuchs D., „Lactoseintoleranz“, J Ernährungsmed 2003; 5(1): 7–14.
(2) Ledochowski M. (Herausgeber), „Klinische Ernährungsmedizin“, Springer-Verlag, 2009
(3) Vogelreuter A., „Nahrungsmittelunverträglichkeiten“, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2012