Auf Laktose verzichten
Der wichtigste Punkt bei der Behandlung der Laktoseintoleranz ist selbstverständlich die Vermeidung von Produkten mit Laktose.
Karenzphase
In den ersten 3-4 Wochen nach der Diagnose sollte gänzlich auf Laktose (Milchzucker, nicht Milcheiweiß!) verzichtet werden, um dem Darm eine Regenerierungsphase zu gönnen. Diese Zeit nennt man Karenzzeit oder Karenzphase. Danach kann langsam mit der Einnahme von kleinen Mengen begonnen werden. In dieser Zeit sollte man generell Magen schonend essen, das heißt Essen nicht braten, sondern dünsten. Leicht verdauliches Essen ist schwer verdaulichem Essen vorzuziehen. Im Prinzip eine Art Schonkost ähnlich wie nach einer Magen-Darm-Grippe. Nach dieser Zeit kann man wieder mit „normaler“ – aber laktosefreier – Ernährung beginnen. Einige Betroffene vertragen kleine Mengen (ca. 1g) an Laktose noch gut, während andere fast keine Laktose vertragen. Das muss jeder für sich selbst austesten, wobei zu sagen ist, dass die meisten Betroffenen durchaus wieder größere Mengen Laktose vertragen, wenn Sie sich an Ihre Diät halten.
Ernährung mit Laktoseintoleranz
In der Therapie der Laktoseintoleranz ist vor allem auf versteckte Laktose in z.B. Fertigprodukten, Brot oder Wurstwaren zu achten! Am besten stimmt man diese Wochen mit einem staatlich anerkannten Ernährungsberater*innen (Diätolog*in, Ernährungsmediziner*in, Diätassistent*in, …) ab.
Eine normale Diät beinhaltet ca. 30g Laktose pro Tag. Eine laktosearme Ernährung besteht aus ca. 10g und eine laktosefreie aus weniger als 0,1g Laktose pro Tag. Viele Patient*innen haben Angst, nur noch vollkommen laktosefrei essen zu können. Das ist aber falsch. In den meisten Fällen ist eine laktosearme Ernährung als Behandlung der Laktoseintoleranz ausreichend. In diesem Zusammenhang ist wichtig zu erwähnen, dass eine Diätverfehlung, ein „Ausrutscher“, kein Gesundheitsrisiko darstellt. Daher schadet es nicht, sich und seinen Darm immer wieder zu fordern und im Selbsttest ein bisschen mehr Laktose zu testen. Ein strikter Verzicht, also eine peinlich genaue Einhaltung einer strikt laktosefreien Diät kann die Situation verschlechtern. Der Darm stellt dann nämlich, auch wenn er noch Laktase produzieren könnte, die Produktion ganz ein.
Laktase-Tabletten: Das fehlende Enzym zur Behandlung einnehmen
Das milchzuckerspaltende Enzym Laktase kann in Tabletten-, Lösungs- oder Pulverform gekauft und zum Essen eingenommen werden. Die Präparate ermöglichen einen unbeschwerten Besuch im Restaurant oder die Annahme einer Einladung zum Essen.
Lies am besten immer in der Apotheke oder im Drogeriemarkt die Inhaltsangaben des Laktasepräparats, damit keine für dich unverträglichen Zusatzstoffe enthalten sind.
So nimmt man Laktase ein
Die Stärke dieser Präparate wird in FCC angegeben. Diese Abkürzung steht für „Food Chemical Codex“. Das ist ein Maß für die Reinheit von lebensmittelchemischen Substanzen. Der FCC wurde Ende der 1950er-Jahre in den USA entwickelt und 1966 erstmals publiziert. Mittlerweile gibt es sehr viele hochdosierte Produkte (über 9.000 FCC). Da man aber nicht zu viel einnehmen kann, ist keine Gefahr einer Überdosierung gegeben. Üblicherweise nimmt man diese Produkte direkt mit der Mahlzeit ein.
1g Laktose wird unter Laborbedingungen von ca. 200 FCC Laktase abgebaut, das sind weniger als 20mg Enzym. Unser Körper ist aber kein Labor, daher stimmt diese Rechnung nicht für den täglichen Gebrauch der Präparate. Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen deaktiviert das saure Milieu im Magen die Laktase langsam aber sicher, zum anderen hängt die Enzymaktivität auch von Lagerung (Zeit, Temperatur, …) ab. Und die Effektivität des Präparates hängt von der Zusammensetzung des Nahrungsbreis, vom Zeitpunkt der Einnahme, usw. ab. D.h. eine genaue Angabe wieviel FCC man benötigt, kann man nicht machen.
Es wird angenommen, dass man im Vergleich zum Labor etwa die fünf bis siebenfache Menge an Laktase zuführen sollte, also etwa 1.000-1.500 FCC für 1g Milchzucker. Zu einer durchschnittlichen Mahlzeit nimmt man also etwa 6.000 – 14.000 FCC zu sich. Ein exaktes Ausrechnen von FCC-Einheiten ist aber nicht sinnvoll. Du wirst nach einiger Zeit gut abschätzen können, wieviel FCC du für bestimmte Mahlzeiten benötigst.
In einer Umfrage am nmi-Portal im September 2014 gaben von über 500 Befragten die meisten an mit 5.000-15.000 FCC pro Mahlzeit zu dosieren. Üblicherweise nimmt man die Laktase mit den ersten Bissen zu sich. Wenn man vergessen hat Laktase zu nehmen, kann man auch noch einige Minuten nach dem Essen das Präparat einnehmen. Hier bieten sich dann Kautabletten oder Pulver an und eine kleine Überdosierung schadet meistens nicht.
Welche Laktase-Präparate wirken?
Hier gilt fest zu halten, dass alle Laktasepräparate gut funktionieren. Unterschiede zeigen sich nur in der Darreichungsform, der Dosierung, dem Preis und den Zusatzstoffen. Günstigere Präparate haben oft eine schlechtere Laktasequalität, dadurch müssen sie höher dosiert werden und verlieren so den Preisvorteil. Laktasepräparate halten ca. 2 Jahre, d.h. alte Packungen sollte man entsorgen, da die Enzymaktivität nicht mehr gegeben ist. Wenn das Präparat über 60°C erhitzt wurde, ist die Enzymaktivität ebenfalls nicht mehr gegeben und das Präparat wirkt nicht mehr. Das ist vor allem zu beachten, wenn man die Laktase im Auto zurück lässt und die Sonne den Innenraum aufheizt.
Achtung: Eisenpräparate sollten mindestens drei Stunden zeitversetzt zur Einnahme von Laktase erfolgen. Andere Wechselwirkungen sind bisher nicht bekannt.
Höre hier unsere Podcastfolge zum Thema Laktase
Kein Podcast zu sehen? Dann wird das wohl von deinen lokalen Einstellungen geblockt. Kein problem. Klicke hier und finde die Episode über die Laktase auf der Podcastseite der „Ernährungsmonologe“.
Die Laktoseintoleranz ist keine Krankheit!
Auch ein Verstoß gegen die Diät ist nicht schädlich (nur unangenehm). Da Milchprodukte jedoch in unseren Breiten ein wichtiger Kalziumlieferant sind, sollte man sich von seinem Arzt/seiner Ärztin oder Diätologen/Diätologin über alternative Kalziumquellen (Bsp: Brokkoli, Mineralwasser, …) informieren lassen. Durch das reiche Angebot an laktosefreien Milchprodukten ist mittlerweile auch hier keine große Problematik zu sehen.
Folgeerkrankungen
Die Laktoseintoleranz selbst stellt keine direkte Gefahr für die Gesundheit dar. Wenn sie erkannt wird und man sich entsprechend ernährt gibt es normalerweise keine Folgeschäden. Langzeitfolgen sind nur zu erwarten, wenn eine bewusste Vermeidung von Milchprodukten über einen langen Zeitraum erfolgt. Ein erhöhtes Risiko von Osteoporose wird hier zum Beispiel beschrieben, ebenso ein Vitamin D Mangel. Anders ist dies bei kleinen Kindern. Hier kann Dauer-Durchfall zu einer Dehydrierung führen!
Quellen u.a.
(1) www.usp.org
(2) Beipackzettel Sanvita lactobene 12.000 FCC Kapseln
(3) eBook „Laktoseintoleranz kompakt“, 8.12.2012, NMI Ratgeber, Kindle Edition
Wissenschaftliche Kontrolle dieses Artikels: Mag. Dr. Michael Zechmann-Khreis