Richtige Ernährung bei Fructoseintoleranz
Bitte lasse dich in den ersten Wochen nach der Diagnose unbedingt von einem Ernährungsberater (Diätologen, Diätassistenten, Ökotrophologen, …) auf deinem Weg begleiten!
Grundlegendes zur Ernährung bei Fruktoseintoleranz
Wer eine intestinale Fructoseintoleranz hat und richtig damit umgeht, muss keine Angst haben zu wenig Vitamine oder Mineralien zu bekommen. Man muss seine Nahrung nur bewusster auswählen und einige Regeln beachten, dann kann man sich auch mit Fruktoseunverträglichkeit gesund ernähren! Mangelerscheinungen können vor allem dann auftreten, wenn man noch auf der Suche nach der richtigen Diagnose ist. Da der Darm geschädigt ist, können viele Stoffe nicht richtig aufgenommen werden. Mangelerscheinungen von Vitamin D, Folsäure oder Zink können vorkommen.
Nach den ersten Wochen (der Karenzzeit) kann man seine Ernährung wieder etwas normalisieren, d.h. man kann kleine Mengen Fruktose zu sich nehmen und diese Mengen langsam steigern. Ab dann ist es auch wieder möglich gewisse Obst- und Gemüsesorten zu essen und somit ein paar Vitamine und Ballaststoffe zu sich zu nehmen. Die Darmgesundheit sollte sich nach der Karenz wieder verbessert oder gar normalisiert haben. Hierfür kann auch eine pro- vor allem aber eine präbiotische Behandlung nützen.
Vor allem die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen wie Vitamin A, Vitamin C, Folsäure, Kalium, Magnesium und Zink kann bei Menschen mit Fruktoseunverträglichkeit gefährdet sein, da sie wenig Obst und Gemüse verzehren. Gut verträgliche Obstsorten sollten daher regelmäßig gegessen werden. Auch eine Zufuhr von Vitaminen über Nahrungsergänzungsmittel (verordnet durch den Arzt) kann sinnvoll sein.
Ziel soll es sein, sich in der Dauerernährung wieder ausgewogen und abwechslungsreich zu ernähren.
Muss man zeitlebens völlig auf Fruktose verzichten?
Nein! Nur in der Karenzzeit sollte man Zucker und Fruktose sowie Zuckeralkohole so gut wie möglich vermeiden. Danach kann man mit kleinen Mengen experimentieren, bis man seine „Dosis“ herausgefunden hat. Völliger Verzicht auf Fruktose (oder Zucker) würde die Problematik nur verschärfen. Man sollte auch bei intestinaler Fructoseintoleranz Fructose (und andere Zucker) essen, aber nur in Mengen die man auch verträgt! Diese Mengen ändern sich im Laufe der Zeit, man kann also immer wieder neu experimentieren. Wichtig ist es zu lernen, auf seinen Körper zu hören.
Wo finde ich Kochrezepte?
Auf unserer Partnerseite mitohnekochen.com findest du alle möglichen, getesteten Rezepte. Du kannst die Rezepte auch nach deinen Intoleranzen filtern.
Was kann ich mit Fructoseintoleranz noch essen?
Beachte bitte, dass folgende Liste nicht vollständig ist und die Nahrungsmittel natürlichen Schwankungen unterworfen sind. Außerdem reagiert jeder Mensch anders, das heißt du musst selbst austesten, was du gut und was du weniger gut verträgst! Eine gute Hilfe biete jedenfalls unsere App „Frag Ingrid!„
Gut verträglich sind:
- Kartoffeln – mpüssen nicht gewässert werden!
- Reis
- Getreide und Produkte aus Getreide: Brot, Nudeln, Gnocchi, … (kein Vollkorn in Karenzphase)
- Milchprodukte ohne Früchtezusatz oder Zuckeralkohole
- Eier
- Salate: Feldsalat (Österreich: Vogerlsalat), Endiviensalat, Salatgurke, Chinakohl, Zucchini, Kopfsalat
- Gemüse gut verträglich: Spinat, Avocado, Bambussprossen, Sellerieknolle, Mangold, Rhabarber, Brokkoli, Hokkaido-Kürbis, Zucchini
- Gemüse in Dauerernährung meistens verträglich: Erbsen und Kichererbsen, Blumenkohl, Kohlrabi, Spargel, Weißkohl, Paprika, Fenchel, Möhre (Karotte), Radieschen, Rettich, rote Rübe
- Obst das als verträglich gilt (immer individuell testen!): Bananen, Papaya, Mandarine, Zitrone, Limette, Kokosnuss; Aprikosen (Marillen) werden manchmal gut vertragen.
- Nüsse (Mandeln, Pekanüsse, Walnüsse, …) in geringen Mengen (ca. eine Hand voll)
- Fisch und Meeresfrüchte
- Fleisch und Innereien
- Öle (inkl. Butter, Olivenöl, Rapsöl, …)
- Essig (am besten Kräuteressig; Achte auch beim Essig auf die Zutatenliste!); Auch Apfelessig ist gut verträglich; Balsamico ist schlecht verträglich, da ihm oft Traubensaft oder andere fruktosehältige Zusätze beigemeischt sind.
Auf keinen Fall sollte man nach der Karenzzeit völlig auf Obst und Gemüse verzichten!
Wie kann ich bei Fructoseintoleranz süßen?
Statt Honig oder Zucker kann man Reissirup, Erythrit, Stevia oder Traubenzucker ( inkl. Reissirup) verwenden. Man sollte keine anderen Sirupe verwenden! Zucker ist meistens in geringen Mengen verträglich, da er aus gleichen Teilen Fructose und Glucose besteht! Wer keine Laktoseunverträglichkeit hat, kann auch mit Laktose (Milchzucker) süßen, jedoch besteht hier die Gefahr einer abführenden Wirkung! Nicht alle Zuckeralkohole sind unverträglich! Vor allem Xylit und Erythrit gelten als gut verträglich. Das ist natürlich kein Freibrief für übermäßigen Verzehr.
Vorsicht bei „fruktosefrei“ als Angabe auf Verpackungen
In letzter Zeit ist auch die Industrie auf Personen mit Fruktoseintoleranz aufmerksam geworden. Immer häufiger liest man „ohne Fruktose“ oder „fruktosefrei“ auf den Verpackungen. Wir konnten bisher kein einziges Produkt finden, wo diese Angabe stimmte! Hier ist also Vorsicht geboten! Der Teufel liegt im Detail: Zucker, also Saccharose, wird ja im Darm in Glucose und Fructose aufgespalten. Dies ist in kleinen Mengen – wie oben erwähnt – unproblematisch, aber in größeren Mengen macht es fast immer Probleme. 10g Zucker bestehen also aus 5g Fructose und 5g Glucose. Laut Gesetz ist „Fruktose“ etwas anderes als „Zucker“. D.h. Lebensmittel denen kein zusätzlicher Fruchtzucker beigemengt wurde, dürfen als „fruktosefrei“ bezeichnet werden, völlig egal wieviel Zucker sie enthalten. Dem Gesetz ist egal was mit dem Zucker im Körper passiert, was auch legitim ist. Und solange er außerhalb des Körpers ist, ist Zucker nunmal „Saccharose“ und nicht „Fructose“. Somit ist bei solchen Produkten immer sehr genau die Zutatenliste und Gesamtzuckermenge zu studieren, um bösen Überraschungen vorzubeugen.
Kurz & Knapp: Essen bei Fruktoseintoleranz
- Mangelerscheinungen sind in der Karenzphase nicht zu befürchten
- In der Daueernährung sollte man sich ausgewogen ernähren
- Mineralstoffreiches Mineralwasser (am besten basisches) und Leitungswasser sollte man viel trinken.
- Softdrinks sind schlecht verträglich; Light-Getränke meistens gut verträglich
- Ballaststoffe müssen individuell ausgetestet werden, sollten aber auf keinen Fall vollständig vom Speiseplan gestrichen werden; Daher, wenn verträglich, immer wieder Vollkornmehl und Vollkornreis verwenden (Bitte vorher testen!)
- Präbiotische Nahrungsmittel (enthalten Oligofructose, Inulin, …) sind gut für das Darmmikrobiom und können problemlos ind er Dauerernährung verzehrt werden, da die Fructose hier gebunden ist und nicht resorbiert werden kann
- Mindestens 3 mal pro Woche Obst und Gemüse essen. Dabei hildt die App „Frag Ingrid!„.
- Obst ist am besten nach einer Hauptmahlzeit und eher am Nachmittag verträglich
- Nach der Karenzzeit nicht völlig auf Fruktose verzichten! Das schadet und veschärft die Problematik. Individuell herausfinden, wieviel Fruktose du verträgst und diese Menge immer wieder in Frage stellen und deine Grenzen austesten.
- Traubenzucker verbessert die Aufnahme von Fruktose. Achtung: Traubenzucker nicht zu oft verwenden! Lieber auf fruktosehaltiges Essen verzichten. Traubenzucker sollte nur als „Notlösung“ verwendet werden!
- Enzympräparate: Nur in Ausnahmefällen verwenden! Diese Präparate sollten nicht als Dauermedikation verwendet werden, da sie im Speisebrei die Fruktose in Glukose umwandeln und so auf Dauer zu viel Glukose (Traubenzucker) im Verdauungstrakt ist. Das kann Darmfehlbesiedelungen fördern und bringt den Insulin-Haushalt durcheinander. Beim Ausgehen, im Urlaub oder in Ausnahmefällen ist das aber kein Problem!
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Quellen
1) Stryer, L., Biochemie, Specktrum Akademischer Verlag, 4. Auflage
2) Souci-Fachmann-Kraut, Lebensmitteltabelle für die Praxis, 3. Auflage
3) Kamp, A; Schäfer,Ch; „Gesund essen, Fruktosearm geniessen“ Gräfe und Unzer Verlag, 1. Auflage 2007
4) Zechmann, M; Masterman, G; „Erste Hilfe nach der Diagnose: Fruktoseintoleranz“, Berenkamp Verlag, 2013; 2. Auflage
5) Ledochowski M, Widner B, Murr C, Sperner-Unterweger B, Fuchs D; „Fructose Malabsorption is Associated with Decreased Plasma Tryptophan“; Scandinavian Journal of Gastroenterology Vol. 36 , Iss. 4,2001; pp.367-371
6) El-Kabbani, O.; Darmanin, C.; Chung, R. P.-T.; „Sorbitol Dehydrogenase: Structure, Function and Ligand Design“, Current Medicinal Chemistry, Volume 11, Number 4, February 2004, pp. 465-476(12)