Mönchsfruchtsüße (Monk Fruit Sweetener) wird in den USA als „natürlicher, kalorienfreier Zuckerersatz“ gefeiert. Sie gilt als Alternative für Menschen mit Diabetes, Low-Carb-Ernährung, ketogener Ernährung – und angeblich auch bei Fruktoseintoleranz. Doch stimmt das? Und warum ist sie in der EU (noch) nicht zugelassen? Dieser Beitrag ordnet Mönchsfruchtsüße biochemisch, metabolisch und rechtlich ein.
Was ist Mönchsfrucht?
Die Mönchsfrucht (Siraitia grosvenorii), auch Luo Han Guo genannt, stammt aus Südchina und wird dort seit Jahrhunderten genutzt – als Süßungsmittel und in der Volksmedizin. Der süße Geschmack stammt nicht aus Zucker, sondern aus Mogrosiden, sekundären Pflanzenstoffen. Besonders relevant: Mogrosid V, das etwa 200–300-mal süßer als Haushaltszucker (Saccharose) ist.
Warum Mogroside keine Fruktose sind
- Mogroside sind keine freien Zucker wie Glukose oder Fruktose.
- Sie werden nicht über Fruktose-Transporter (GLUT5) aufgenommen.
- Studien zeigen: Mogroside werden kaum absorbiert, sondern durch die Darmmikrobiota zu Mogrol umgewandelt und ausgeschieden.
➡ Fazit: Mogroside verhalten sich metabolisch völlig anders als Fruktose oder Saccharose.
Einschätzung bei Fruktoseintoleranz
Bei Fruktosemalabsorption liegt das Problem in der Aufnahme bzw. im Stoffwechsel freier Fruktose.
Da Mogroside:
✔ keine freie Fruktose liefern
✔ nicht fruktoseähnlich metabolisiert werden
✔ keine osmotische Fruktoselast erzeugen
… gelten sie als fruktoseunproblematisch.
Aber Achtung: Manche reagieren empfindlich aufintensive Süßstoffe – unabhängig von Fruktose. Symptome können durch Mikrobiom-Interaktionen oder individuelle Sensitivität entstehen. Daten dazu gibt es leider keine.
Mönchsfruchtsüße enthält keine Fruktose und wird nicht wie Fruktose verstoffwechselt.
⚠ Individuelle Verträglichkeit prüfen – besonders bei empfindlichem Darm.
Vergleich: Monk Fruit vs. Stevia vs. Zucker
| Süßstoff | Süßkraft vs. Zucker | Kalorienfrei | Fruktosefrei | EU-Zulassung |
|---|---|---|---|---|
| Monk Fruit | 200–300x | Ja | Ja | Nein |
| Stevia | 200–300x | Ja | Ja | Ja – als Steviolglycosid |
| Zucker | 1x | Nein | Nein | Ja |
Warum ist Mönchsfruchtsüße in der EU nicht zugelassen?
- EFSA-Bewertung: Datenlage unzureichend, offene Fragen zu Genotoxizität und Tierstudien → keine Zulassung als Süßstoff.
- Novel-Food-Recht: Hochkonzentrierte Mogrosid-Extrakte gelten als nicht zugelassenes Novel Food.
- Erlaubt: Traditionelle wässrige Auszüge (Decoctions) – aber nicht als isolierter Süßstoff.
➡ Deshalb findet man Mönchsfruchtsüße in der EU meist nur in Mischprodukten oder Importware. Hier müsste man, wenn man das verzehren will, auf die Zutatenliste achten.
Was heißt das nun?
- Biochemisch: Mogroside sind keine Zucker und keine Fruktose.
- Metabolisch: Keine fruktosetypische Aufnahme oder Verstoffwechselung.
- Bei Fruktoseintoleranz: Grundsätzlich geeignet – individuelle Verträglichkeit beachten.
- Rechtlich: In der EU derzeit nicht als Süßstoff zugelassen. Dennoch erhältlich auf Amazon.de
Literatur:
- EFSA Journal (2019): Safety of monk fruit extract
- Xiao L, et al. (2021): Modulation of Gut Microbiota Composition and Short-Chain Fatty Acid Synthesis by Mogroside V in an In Vitro Incubation System
- FSANZ (2018): Safety assessment of monk fruit extract
- Chen et al. (2024): Recent advancements in mogrosides: A review on biological activities, synthetic biology, and applications in the food industry
- EU Regulation: Novel Foods
