Letzte Aktualisierung am 13. Oktober 2019 von Dr. Michael Zechmann-Khreis
Fructoseintoleranz: Symptome
Bei der intestinalen Fructoseintoleranz funktioniert vermutlich der GLUT-5-Transporter nicht richtig bzw. sind zu wenige solcher Transporter vorhanden. Das heißt, dass die Fructose nicht über den Dünndarm aufgenommen werden kann. Sie verbleibt im Darm und wird in den nächsten Darmabschnitt, den Dickdarm, weiter transportiert. Im Dickdarm verstoffwechseln dann verschiedene Bakterien die Fructose zu Gasen wie Wasserstoff (H2 ), CO2 und auch zu kurzkettigen Fettsäuren. Der Wasserstoff macht keine Symptome, wird aber für die Diagnose mit einem H2-Atemtest verwendet. Das CO2 führt zu Blähungen und Bauchschmerzen. Die kurzkettigen Fettsäuren erzeugen einen osmotischen Gradienten (also ein Ungleichgewicht im lokalen Wasserhaushalt) und somit ein Eindringen von Flüssigkeit in das Darmlumen, was zu wässrigem Durchfall als Symptom der Fructoseintoleranz führt. Manche Bakterienarten produzieren eher Methan. Dieses „lähmt“ den Darm, Verstopfung ist die Folge und somit auch ein Symptom der intestinalen Fructoseintoleranz.
Die häufigsten Symptome der Fruktoseunverträglichkeit können also sein
- Blähungen
- Durchfall / Verstopfung
- Übelkeit
- Bauchschmerzen
Auch viele andere Symptome können auftreten. Hierzu gehören:
- Reflux & Sodbrennen | Facebookgruppe zu diesem Thema
- Erbrechen – selten
- Müdigkeit – häufig
- Depressive Stimmungen (NICHT Depressionen!) – häufig
- Kopfschmerzen (bis hin zu Migräne) – häufig
- Schwindel – selten
Die Schwere der Symptome ist sehr unterschiedlich und kann von Tag zu Tag variieren. An einem Tag verträgt man ein paar Erdbeeren, am nächsten Tag bekommt man davon Durchfall. Hat man Fruktoseunverträglichkeit, so liegt die Kunst dabei, sich langsam an seinen Körper heran zu tasten und zu lernen auf seinen Körper zu hören.
Du solltest dies im Zusammenspiel mit einer kompetenten und staatlich geprüften Ernährungsberatung machen!
Zeitliche Verzögerung der Symptome
Ein weiteres Problem ist die zeitliche Verzögerung der Symptome. Einige Patienten berichten davon, dass die Symptome erst 24-48 Stunden nach dem Verzehr von Fruktose auftreten, wobei meistens maximal 24 Stunden vergehen. Die Symptome treten niemals direkt nach dem Verzehr auf, da die Fructose erst den Darm erreich muss. Dies dauert ca. 10-20 Minuten.
Fruktoseintoleranz. Behandlung
Akute Maßnamen
Wenn man mal die Diät vergessen hat, oder einfach mal über die Stränge geschlagen hat, dann plagen einen die üblichen Symptome der Fruktoseintoleranz. Hier helfen – individuell verschieden – einige Tricks. Man kann Wärmflaschen auf den unteren Bauch legen, Schafgarben-, Fenchel-, Kümmeltee oder andere entblähende Tees trinken. Sollte man Sodbrennen bekommen kann man auch hier mit geeigneten Medikamenten oder Tees gegensteuern. Auch die Übelkeit kann mit entsprechender Medikation behandelt werden. Bitte sprich diese Maßnahmen immer mit deinem Arzt durch. Er wird mit dir zusammen die richtige Medikation finden. Ingwertee ist fruktosearm und hilft z.B. gegen Übelkeit.
Wichtig ist natürlich gar nicht erst über die Stränge zu schlagen, bzw. die Symptome von vornherein zu vermeiden. Sollte man Durchfall bekommen, ist es ratsam weiches Toilettenpapier zu verwenden und nach dem Stuhlgang den After mit einer Hautcreme oder Wundheilsalbe einzuschmieren.
Grundsätzliche Behandlung der intestinalen Fructoseintoleranz
Man sollte nach der Diagnose eine Karenzphase für 2-4 Wochen halten. Hierbei wird vollständig auf Fruktose verzichtet. Nach einer Testphase, in der man sich an seine individuelle Toleranzgrenze herantastet, beginnt die Dauerernährung. Diese Dauerernährung sollte ohne große Einschränkungen möglich sein. Wichtig ist, niemals vollständig auf Zucker oder Zuckeralkohole zu verzichten, da dies nur die Problematik verstärkt. Du solltest immer wieder an deine Grenzen gehen und deine Verträglichkeit immer wieder neu austesten.
Darmsanierung – Fasten
Darmsanierungen sind ein gutes Mittel um nach der Diagnose den eigenen Körper wieder „fit“ zu machen und etwaige Darm-Fehlbesiedlungen zu sanieren. Ob diese Sanierung sanft von statten geht, oder antibiotisch „vorbereitet“ werden muss, sollte auf jeden Fall Dein Arzt entscheiden! Regelmäßiges fasten bzw. entschlacken, also eine jährliche Fruktose-Karenz (Fruktose-Fasten) von etwa 2 Wochen, schafft bei den meisten Betroffenen ein erhöhtes Wohlbefinden.
Der Traubenzucker-Trick hilft bei Fruktoseintoleranz
Die Aufnahme von Fruktose wird durch die gleichzeitige Aufnahme von Glukose deutlich verbessert. Da also Traubenzucker die Aufnahme von Fruktose im Dünndarm erleichtert (wobei hier zu sagen ist, dass die individuell unterschiedlich ist und von einer Vielzahl von Variablen abhängt – so ist die Gesamtfruktose pro Tag zu berücksichtigen), kann die Aufnahme von Glukose die Verträglichkeit fruktosehältiger Speisen verbessern.
Wichtig ist hier vor allem, dass Traubenzucker sehr schnell resorbiert wird, während Fruktose relativ lange im Darm verbleibt. Das heißt, wenn man 1g Fruktose und 1g Glukose zu sich nimmt, so ist bereits nach kurzer Zeit ein Fructoseüberschuß vorhanden, da die Glukose schneller aufgenommen wurde. Daher empfiehlt es sich mehr Glukose als Fruktose zu sich zu nehmen.
Achtung: Dieser Trick sollte nur selten – und nach der Karenzzeit – angewendet werden, da der übermäßige Verzehr von Traubenzucker negative Auswirkungen auf den Insulinspiegel und andere Ernährungsfaktoren hat.
Enzym zum Einnehmen
Auch für intestinale Fruktoseintoleranz gibt es mittlerweile Hilfe: das Enzym Xylose-Isomerase (oft auch Glucose-Isomerase genannt). Dieses Enzym wandelt die Fructose im Dünndarm in Glukose um, aber auch Glukose in Fruktose. Im Prinzip wendet man hier den „Traubenzuckertrick ohne Traubenzucker“ an, denn die gegessene Fruktose wird zu Glukose umgewandelt und dann aufgenommen. Das Enzym hat die Eigenschaft immer ein Gleichgewicht zwischen Fruktose und Glukose herstellen zu wollen. Das heißt wenn von beiden Zuckern gleich viel vorhanden ist wandelt es keine Fruktose mehr um. Da aber Glukose sehr schnell resorbiert wird, kommt es im Darm zu keinem Gleichgewicht und so kann fast die gesamte Fruktose umgewandelt werden. Dies heißt theoretisch aber auch, dass eine zusätzliche Einnahme von Traubenzucker die Wirkung unterdrücken würde. Doch der Traubenzucker wird so rasch aufgenommen, dass auch dann ein Ungleichgewicht herrscht. Das heißt: Nimmt man dieses Enzym ein, benötigt man keine weitere Glukose.
Einnahmeempfehlung und Produkte
Wichtig: Das Enzym wird ab ca. 60°C deaktiviert, das heißt man sollte die Kapseln nicht öffnen und in heiße Speisen einrühren, oder im Urlaub im heißen Auto zurück lassen! Am besten nimmt man 1-4 Kapseln direkt vor einer fruktosereichen Mahlzeit unzerkaut mit reichlich Wasser ein. Bitte beachte immer die Packungsbeilage ds jeweiligen Produktes.
Warum ein Enzym einnehmen bei einem Transportprotein-Problem?
Der Fruchtzucker wird u.a. von den Transportproteinen GLUT-5 durch die Dünndarmschleimhaut transportiert. Fehlen diese Transporter oder funktionieren sie nicht richtig, so gelangt die Fruktose in weitere Darmabschnitte, wird von den dort ansässigen Bakterien verdaut und es kommt zu den typischen Symptomen. Die oral eingenommene Xylose-Isomerase greift vorher ein und wandelt im Dünndarm die Fruktose in Traubenzucker um, der dann erstens auch über andere Transportmechanismen (GLUT-2, SGLT-1) aufgenommen werden kann und zweitens den „Traubenzuckertrick“ in Gang bringt.
Helfen diese Mittel auch bei Sorbitintoleranz?
Nein, wie oben beschrieben wird Fruktose in Glukose umgewandelt und umgekehrt. Sorbit wird aber nicht umgewandelt. Daher helfen diese Mittel nicht, wenn man eine Sorbitintoleranz hat. Bei reiner Fructoseintoleranz, kann auch Sorbit zu Problemen führen, denn es beeinträchtigt die Fructoseaufnahme. Das heisst das bisschen Fruktose das jemand mit Fructoseintoleranz aufnehmen könnte, wird nicht aufgenommen.Wenn aber keine Fructose vorhanden ist, weil sie eben von der Xylose Isomerase umgewandelt wurde, so macht das Sorbit – in geringen Mengen – keine Probleme, selbst wenn man eine Fructoseintoleranz hat. Denn es ist ja gar keine Fruktose mehr im Spiel und geringe Mengen Sorbit, ohne gleichzeitig Fruktose im Darm zu haben, sind bei Fructoseintoleranz unproblematisch.
Quellen
1) Rainer Klinke, Hans-Christian Pape, Stefan Silbernagl (Hrsg.): „Lehrbuch der Physiologie“, 5. Auflage. Thieme, Stuttgart 2005
2) Zechmann, M; Masterman, G; „Erste Hilfe nach der Diagnose: Fruktoseintoleranz“, Berenkamp Verlag, 2017; 5. Auflage